Der Marktoberdorfer Maibaum

Quelle: Festschrift zum 50-jährigen Gründungsjubiläum
des Gebirgstrachtenerhaltungsverein „D´ Wertachtaler“

Marktoberdorf am 8. Juli 2000

Der Marktoberdorfer Maibaum kann nicht, wie in anderen Orten, auf eine lange Tradition zurückblicken. Einige Exemplare wurden in den 30er Jahren aufgestellt. Weitere Maibäume lassen sich aber nicht nachweisen.

Da sich in den letzten Jahrzehnten rundum der schöne Brauch wieder gut eingebürgert hatte, wollte auch Marktoberdorf in einer Gemeinschaftsleistung einen besonderen Maibaum schaffen. Neben einem Sachausschuß beteiligte sich auch der Trachtenverein. Die Junge Union übernahm unter der Leitung von Alois Maier die Gesamtorganisation und Finanzierung. Kaspar Streif hatte den maßgeblichen Anteil an der Gestaltung des Baumes und dem Entwurf der Figuren.

Neben dem Rathaus auf dem sogenannten Deckelplatz (jetzt Richard-Wengenmeier-Platz) wurde am 30. April 1982 der erste Maibaum aufgestellt.

Von Anfang an war es das Bestreben, einen „Figurenbaum“ zu schaffen. Mit fünfzig geschnitzten, etwa siebzig Zentimeter hohen Figuren und Wappen auf zehn Armpaaren präsentierte sich der 30 Meter hohe Baum. Er war in den Farben der Stadt Marktoberdorf weiß und grün bemalt. Die Arme mit den bunten Figuren sind jedes Jahr im Oktober abgenommen und eingelagert worden. Dieser erste Baum stand bis Ende 1989.

1990 verzichteten die Marktoberdorfer auf einen eigenen Maibaum. Der Trachtenverein und die Junge Union, die seit 1982 den Brauch pflegten, fühlten sich nicht zuständig und die „Oberdorfer Einzelgänger“ konnten als kleines Team eine so große Aufgabe nicht allein bewältigen.

Im Jahr 1991 bildeten die Junge Union und der Trachtenverein „D´ Wertachtaler“ ein Arbeitsteam, um die notwendigen Vorbereitungen für einen neuen Maibaum zu schaffen. Etwa ein Drittel der Holzfiguren mußte ausgewechselt werden. Die Ersatzbeschaffung hatte Edi Pihusch übernommen und für die Bemalung war Konrad Modosch zuständig. Mit neuem Kranz und Wetterhahn an der Spitze wurde am 1. Mai 1991 der zweite Maibaum am Deckelplatz aufgestellt. Die Gesamthöhe betrug 27 Meter mit achtunddreißig Figuren auf sieben Armpaaren.

Zum 40jährigen Gründungsjubiläum der Stadt Marktoberdorf hatte sich der Trachtenverein entschlossen, diesmal als allein zuständiger Organisator, einen neuen Maibaum aufzurichten. Bei verschiedenen Schnitzern wurden zehn neue Figuren in Auftrag gegeben, ein weiteres Dutzend gründlich repariert. Bei alle Figuren wurden beide Seiten farbig neu gefaßt. Die Zusammenstellung und Gestaltung hatte Franz Renz übernommen, der in den folgenden Jahren auch die neuen Figuren entwarf und anfertigte.

Mit dem Schutzpatron der Stadt, einer Figur des Hl. Martin an der Spitze und zweiundvierzig Figuren auf acht Armpaaren ist dieser Baum mit allen Darstellungen am 1. Mai 1993 aufgerichtet worden. Die Gesamthöhe erreichte diesmal wieder 30 Meter. Alljährlich ist nun auch wieder ein größeres Fest rund um den Maibaum vom Trachtenverein veranstaltet worden.

Fünf Jahre später, zum Mai 1998, ist der jetzige Baum aufgerichtet worden. Dieses Exemplar hat wiederum eine neue Spitze und ist mit 33 Meter der bisher höchste Maibaum an diesem Standort.

Zum Gründungsjubiläum des Vereins steht nun der Maibaum im Jahr 2000 mit neunundvierzig Figuren und Darstellungen auf acht Armpaaren. Einige Figuren sind paarweise noch zusammengefaßt. Achtunddreißig Darstellungen bestehen aus plastisch getriebenen Kupferblech. Elf sind noch aus Holz geschnitzt und werden in den nächsten Jahren nach und nach ausgetauscht. Sie sollen noch in gutem Zustand für das Stadtmuseum erhalten bleiben.

Ergänzung

Im Jahr 2003 wurde zum 50jährigen Jubiläum der Stadterhebung wieder ein neuer Maibaum mit einem entsprechenden Hinweisschild aufgestellt.

2008 wurde wegen der ungeklärten Frage nach einem neuen Standort kein Baum aufgestellt. Dafür zierte eine aus dem alten Maibaumstamm geschnitzte Holzfigur mit dem Hinweis „Wo na“ den Deckelplatz.

Auch 2009 verzichtete der Trachtenverein auf das Aufstellen eines neuen Baumes.

Im Jahre 2010 konnte als neuer Standort für den Maibaum der Vorplatz des Veranstaltungshauses MODEON gewonnen werden und vom Verein wurde ein neuer Baum aufgestellt. Es sind noch 10 Figuren aus Holz geschnitzt, die anderen sind schon aus Kupferblech getrieben und ebenfalls bemalt. Die „Blechfiguren“ sind im Gegensatz zu denen aus Holz auf beiden Seiten plastisch geformt.

2015 war wieder ein neuer Baum aufzustellen und die Anzahl der Holzfiguren hat sich auf vier Stück verringert. Wie der Maibaum von 2010 wurde auch der von 2015 bei Maibaumprämierungen mit dem höchsten Preis ausgezeichnet.

Für das Jahr 2020 war auch ein neuer Maibaum geplant und der Stamm auch schon im Winter geschlagen worden. Vorbereitet wurden auch verschiedene technische Änderungen und Verbesserungen zum Abhobeln und einrichten der Figurenarme. Auch sollte dieser Baum zum ersten Male komplett mit kupfernen Figuren aufgestellt werden und damit wohl einzig dastehen.

Aber dieser Baum ist ebenso wie der von 2021 der Corona-Plandemie zum Opfer gefallen.

So hofft der Verein auf das Frühjahr 2022 mit einem schönen neuen Maibaum, gutem Wetter und einem fröhlichen Fest vor dem Modeon. 


Am 30. April 2022 war es soweit.

Der vor Wochen im Hochwieswald gefällte Baum konnte abgeholt und auf den Vorplatz des MODEON transportiert werden. Die Vorbereitung des Baumes fand direkt neben der Maibaumhalterung statt.

Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern 2010 und 2015 wurde diesesmal die Figurenansicht von Nordwest mehr nach West gedreht.

Der obere Bereich, ab dem Kranz, ist anstelle von Farbe mit einem weißen Flies unterlegt. Die grüne Girlande ist von unten her flach und nach oben hin mit steilerer Windung am Baum befestigt. Die vier Ketten der Kranzaufhängung sind ebenfalls mit Daas umwickelt.

Anstelle von Winkeleisen übernehmen nun vier kurze Drahtseile die Kranzverspannung.

Die Grundplatten der Figurenarme können nun an den vier Befestigungsschrauben seitlich, nach oben und nach unten eingestellt werden. So lassen sich die Figurenarme genau ausrichten.

Auf den Figurenarmen sind nun auf vier Ebenen, als Ersatz der letzten Holzfiguren, neun neue Figuren hinzugekommen. So steht zum ersten Mal ein Maibaum an dem alle Darstellungen aus Kupferblech beidseitig getrieben und bemalt sind.

Ausnahmsweise bleiben über den Winter 2022/2023 die Wappen und Figurenarme am Baum. So besteht die Möglichkeit, den Maibaum auch einmal über den Winter mit allen Darstellungen zu betrachten.

Auf ein schönes Maibaumfest 2023 und einen neuen Maibaum 2026.

Franz Renz

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