Funkenfeuer

Funkenfeuer

Quelle: Festschrift zum 50-jährigen Gründungsjubiläum
des Gebirgstrachtenerhaltungsverein „D´ Wertachtaler“

Marktoberdorf am 8. Juli 2000

8. März 1987:    1. Funkenfeuer auf der Buchel gemeinsam mit dem Heimatverein

Der Trachtenverein hat sich seit 1987 den alten Brauch aus der Alemannenzeit – das Funkenfeuer – als Brauchtumspflege zur Aufgabe gemacht.

Der Funken wird jedes Jahr am ersten Fastensonntag abgebrannt.

Es ist ein Frühlingsfeuer in dem die Freude über das baldige Ende des Winters und das nahende Frühjahr zum Ausdruck kommt.

Zum Funken werden nur ausgediente Christbäume und unbehandeltes Holz verwendet und bei Einbruch der Dunkelheit feierlich entzündet.

Bei Blasmusik, Funkenkiachle und Glühwein warten die Besucher gespannt bis die Funkenhexe in Flammen aufgeht und somit der Winter ein Ende hat.

 

Quelle: Karl Reiser, „Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus II“, Georg Olms Verlag, 1979 (Nachdruck der Ausgabe Kempten 1902)

Der erste Sonntag in der Fastenzeit heißt im Allgäu übereinstimmend mit dem Unterlande und fast ganz Schwaben der Funkensonntag, Funkentag, Scheibensonntag aber auch weiße Sonntag, der aber mit dem weißen Sonntag nach Ostern nicht zu verwechseln ist. Am Abend dieses Tages wurden früher fast ganz allgemein und werden jetzt noch allenthalben, insbesonders in den Gebieten zu beiden Seiten der Iller im Kemptischen, im größten Teil des württembergischen Allgäu etc. „Funken“ gebrannt. Die zahlreichen, bei Beginn der Dunkelheit auflodernden Feuer gewähren einen erhabenen Anblick und lassen ahnen, wie großartig durch ihre Allgemeinheit die Feier des Frühlingsbeginnes bei unseren germanischen Vorfahren gewesen sein muß, als deren bis auf unsere Zeit übernommenen Überreste sich die „Funken“ bekanntlich darstellen.

An den meisten Orten wird zuerst, ehe man das Holz aufschichtet, eine lange Stange, die meist oben ein Querholz in Kreuzesform hat, in dem Boden befestigt. Diese Stange, um die herum dann der Holzstoß kommt, ist von unten bis oben mit Stroh oder mit Reisig dicht eingewickelt und heißt „die Hexe“. Mit besonderer Sorgfalt wir die Hexe im Kemptischen um Lauben, Berwang zubereitet, damit sie ja recht schön brenne, worauf viel ankommt, denn sonst gilt es als ein böses Anzeichen, wenn sie nicht gut brenne.

Sprüche zum Sammeln des Holzes für den Funken, Bau des Funken auf einer Anhöhe, Berichte über verschiedene Bräuche beim Funkenfeuer u.a. von Stötten, Rettenbach am Auerberg, Thingau, Roßhaupten etc.

Funkenküchle:

Fast im ganzen Allgäu ist es Brauch, daß am Funkensonntag nachmittags oder abends in allen Häusern Küchle, die sogenannten „Funkenküchle“, gebacken werden, so von Aschau und Thingau an bis Scheidegg und Wangen.

Im Ostallgäu, in den Bezirksämtern Füßen, Oberdorf und Schongau bis zum Lech hin besteht dieser Brauch: Die Schulkinder bringen beim ersten Schultag nach dem Funkensonntag dem Lehrer das Funken- oder Fasnachtsküchle, das schön längst in Geld besteht, und wobei sie vom Lehrer ein Gegengeschenk erhalten.


Quelle: Albert Bichler, „Wie´s in Bayern der Brauch ist“, W. Ludwig Verlag, 1994

Funkenfeuer im Allgäu

Das Funkenfeuer wird immer am ersten Fastensonntag (Invocabit) abgebrannt. Es ist ein Frühlingsfeuer. In ihm kommt die Freude über das baldige Ende des Winters und das nahende Frühjahr zum Ausdruck. Symbolisch wird dabei alles Böse verbrannt, ein Gedanke, der weit in die Vorzeit zurückreicht.

Unausgesprochen haben sich im Funkenfeuer noch alte Vorstellungen erhalten. So ist man fest davon überzeugt: Je höher die Feuer lodern, desto fruchtbarer wird das Jahr. Menschen und Häuser, die der Schein des Feuers trifft, sollen im kommenden Jahr von Krankheit und Unglück und auch vor Feuersgefahr geschützt sein.

Obgleich beim Allgäuer Funkenfeuer die „Hex“ eine Strohpuppe, zur Freude von Jung und Alt in den lodernden Flammen den Feuertod sterben muss, steht dies in keinerlei Beziehung zur Hinrichtung der Hexen im Mittelalter.

Funkenfeuer wehren nicht nur alles Böse ab, sie sichern nach altem Volksglauben auch Fruchtbarkeit, Glück und Heil. Deshalb verstreute man früher die Asche des Funkenfeuers über die Felder und war davon überzeugt: „Funkenäsche bringt zehn Garba ein.“

Und auch daran ist zu denken: Damit der Funken nicht vorzeitig von Witzbolden und Neidern angezündet wird, wird er bis zum Abend des Funkensonntags bewacht.

So wird aus dem Funkenfeuer an der Wende vom Winter zum Frühling ein großes Fest, dessen Ursprünge auf alte mythische Glaubensvorstellungen zurückreichen: Die Kälte und Finsternis werden durch das wärmende, strahlende Feuer überwunden.

Allgemeines

Die „Hexe“ steht in keinerlei Beziehung zur Hexenverbrennung im Mittelalter. Sie ist Symbol für den Winter und das Böse. Je rascher sie brennt umso schneller ist der „böse“ Winter vorbei und der „gute“ Frühling kann beginnen.

Erster Fastensonntag, Invocabit

Der Sonntag nach Aschermittwoch hat seinen Namen nach dem ersten Wort des Eingangsgebetes: Invocabit me, er wird mich anrufen. Weißer Sonntag wird Invocabit auch genannt, weil in Rom die an Ostern zu taufenden Erwachsenen an diesem Sonntag zum ersten Mal in ihren weißen Taufhemden in die Kirche gezogen sind.

Funkensonntag ist der Name, den ihm der Volksbrauch gegeben hat, denn an diesem Sonntag sind überall Feuer angezündet und Fackeln als Fruchtbarkeitswecker über die Felder getragen worden.

Das Feuer ist ein Sonnensymbol. Die Sonne überwindet den Nebel: das Feuer, das den Fasching, die Winterpuppe aus Stroh, verbrennt, vernichtet mit diesen Sinnbildern den Todeszauber. Deshalb taucht das Feuer im Jahreslauf immer wieder auf, als Trost im Dunkeln, als Schutz gegen böse Geister und als Segen für künftige Fruchtbarkeit.

 

Quelle: Wikipedia

Der Ursprung dieses Brauches ist, obwohl er außergewöhnlich früh schon belegt ist, unklar. Frühe Überlegungen dazu gingen meist davon aus, dass es sich um Überreste eines heidnisch-germanischen Brauchtums zur Vertreibung des Winters sei. Diese Deutung ist etwa bei dem Landeshistoriker und Priester Josef Thaler zu finden, der in einem Gedicht mit dem Titel „Lertha“ aus dem Jahre 1798 die Funkenfeuer im christlichen Sinne interpretierte. Er sah den Brauch als Rest aus dem Heidentum, der von den gegenwärtigen „Enkeln“ jedoch zum Lob Gottes und zu sittlicher Hebung durchgeführt wird.

Die heidnische Interpretation wurde im 19. und noch im 20. Jahrhundert auch von der volkskundlichen Wissenschaft stark verbreitet, und ist heute die landläufige Erklärung des Brauches. Die moderne europäische Ethnologie zeichnet ein etwas differenzierteres Bild. Überlieferung und Termin des Brauchs zeigen einen engen Zusammenhang mit dem Ende der Schwäbisch-alemannischen Fastnacht und damit dem christlichen Jahreslauf. Genauer gesagt ist der Termin ein Überbleibsel des früheren Beginns der Fastenzeit (daher in manchen Gegenden auch Alte Fasnacht genannt). Auf der Synode von Benevent im Jahr 1091 wurde der Termin auf den Aschermittwoch verlegt. Bereits zu dieser Zeit war der Funkenbrauch also so stark in den christlichen Kalender integriert, dass er in manchen Regionen den Termin am ehemaligen Beginn der Fastenzeit trotz deren Verlegung weiter beibehielt. Der Volkskundler Matthias Zender führt in einer europaweiten Untersuchung von Feuerbräuchen das Abbrennen des Feuers am Funkensonntag auf noch heute in Oberitalien gebräuchliche Feuer zum römischen Jahresanfang am 1. März zurück. An diesem Tag wurde im alten Rom im Tempel der Vesta das heilige Feuer entzündet. Die Feier soll später, im frühen Mittelalter, in den christlichen Kalender integriert worden sein. Der Ursprung wäre danach zwar ein heidnischer, aber römischer Brauch gewesen.

Außerdem diente der Funken zur Verbrennung von Unrat und hatte somit eine überaus profane Funktion, die in Verbindung mit der Frühjahrsreinigung des Hauses und der Wiesen stand.

Der erste Beleg für den am Funkensonntag stattfindenden Feuerbrauch stammt aus einem lateinischen Brandbericht des Benediktinerklosters Lorsch aus dem Jahr 1090. Laut Bericht wurde der Brand des Klosters durch eine brennende Holzscheibe entfacht, die die Burschen am Abend des 21. März 1090 geworfen hatten. Weitere Belege aus dem 15. Jahrhundert (Basel), sowie des 16. und 17. Jahrhunderts (Luzern, Bregenz, Innsbruck), belegen die einstige Verbreitung des Brauchs. Erst mit der Aufklärung wurde er zurückgedrängt. Die Verbrennung einer Hexenpuppe auf dem Funken ist nicht ein Rest der Hexenverbrennungen der frühen Neuzeit, sondern vermutlich erst im 19. Jahrhundert in Anlehnung an die Fastnacht entstanden.

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